Während der David in der Eifel wandern war (wofür ich ihn ein wenig beneidete 😉), nahm ich vom 02. bis 04. Juni 2023 am Brüder-Grimm-Lauf, abgekürzt BGL, von Hanau nach Steinau teil. Der BGL ist ein Etappenlauf über 2,5 Tage und 5 Laufetappen ausgehend von der Geburtsstadt der Brüder Grimm, Hanau, bis nach Steinau, wo die beiden Geschwister aufwuchsen. Insgesamt legen die Teilnehmer eine Strecke von (offiziell) 82 km zurück, tatsächlich waren es nach meiner Uhr 78,7 km.

Die genauen Etappenpläne mit der Streckenlänge und Höhenprofil sind auf der Internetseite des Main-Kintzig-Kreises zu finden.

Ich persönlich bin auf den Lauf durch Katrin und Daniel von bevegt aufmerksam geworden. Durch ihren Bericht im Podcast haben sie mich inspiriert auch einmal an dieser Laufveranstaltung teilzunehmen. Und natürlich bin ich auch für das Team beVegt.de gestartet.

Etappe 1 – Freitagnachmittag

Das Brüder-Grimm-Lauf-Wochenende begann für mich mit der Anreise mit dem Zug am Freitag. Vom Hauptbahnhof in Frankfurt kann man sehr entspannt mit dem Regionalzug oder auch mit der S-Bahn in 30 Minuten nach Hanau, zur Startnummernausgabe und zugleich Start der ersten Etappe, fahren. Alle Teilnehmer*innen fanden sich ab 14.00 Uhr nach und nach in der Main-Kinzig-Halle in Hanau ein. Ich holte als erstes meine Startnummer ab und traf auch direkt schon andere Läufer*innen aus dem Team beVegt.de, die ich zum Teil bereits von anderen Laufveranstaltungen kannte. Ansonsten erkennt man sich aber auch an den grün-gelben T-Shirts bzw. spricht sich gegenseitig an. Da ich zum ersten Mal dabei war, kannte ich mich vor Ort überhaupt nicht aus und habe mich einfach den anderen angeschlossen und zusammen sind wir nach der Abgabe unseres Gepäcks zum Marktplatz aufgebrochen. Dort war bereits ordentlich was los und nach einem kurzen Einlaufen ging es auch schon los. Ich wusste zunächst gar nicht, wie ich das „Rennen“ angehen sollte und hatte mir auch im Vorfeld irgendwie gar keine Gedanken dazu gemacht. Ich lief also erst einmal nach Gefühl los. Die erste Etappe ist mit der Ausnahme von Brückenauf- und -abgängen komplett flach und führt auch zu einem großen Teil durch den Wald. Letztenendes war ich dann doch relativ zügig unterwegs, es lief einfach gut und die Beine fühlten sich gut an. Der Zieleinlauf der ersten Etappe befand sich im Waldstadion in Niederrodenbach.

Kurz vor dem Zieleinlauf in Niederrodenbach

Im Ziel warteten bereits die Helfer, die sich während des Laufes um den Aufbau der Verpflegungsstationen gekümmert hatten. So lange habe ich mich allerdings nicht mehr im Ziel aufgehalten, sondern bin direkt den anderen Läufern hinterher in die Turnhalle. Dort stand das Gepäck fein säuberlich in Reihen bereit und ich suchte meinen Koffer und den Rucksack. Man sollte sich tatsächlich beeilen, um schon mal einen guten Schlafplatz zu reservieren. Außerdem sind dann die Duschen noch relativ leer. Hier sollte man sich im Vorfeld im Klaren sein, dass es bei den Duschen keine Geschlechtertrennung gibt bzw. diese von den Teilnehmenden nicht beachtet wird. Es duschen also an diesem Wochenende alle zusammen, egal ob Männlein oder Weiblein.

Nachdem alle wieder frisch waren, haben wir uns als vegane Gruppe noch draußen auf die Wiese gesetzt und jeder hat sein mitgebrachtes Essen verspeist. Ich hatte mir für den ersten Abend Linsen mit Reis vorbereitet und würde mir auch jederzeit wieder dasselbe mitnehmen. Alternativ hätte man sich auch vor Ort ein warmes Abendessen (auch vegan!) kaufen können.

Nach und nach überfiel mich die Müdigkeit und ich habe mich schon so weit bettfertig gemacht. Geschlafen wird wie gesagt in der Turnhalle. Hier schlägt jeder am Rand rundherum „sein Lager“ auf. Isomatten und Schlafsäcke muss man selber mitbringen, aber mit etwas Glück kann man auch die blauen Turnmatten aus dem Geräteraum als „Unterlage“ verwenden (natürlich nur, wenn man sie im Anschluss wieder ordentlich zurückbringt 😉).

Irgendwann fielen mir tatsächlich die Augen zu und ich habe sogar insgesamt besser geschlafen als gedacht. Vergleichbar mit dem eigenen Bett ist das natürlich nicht und es gibt immer mal wieder Leute, die in ihren Sachen rascheln, husten, sich bewegen oder schnarchen. Ein kleiner Tipp, um für etwas mehr Schlafqualität zu sorgen: Ohropax und Schlafmaske einpacken.

Am nächsten Morgen bin ich schon relativ früh aufgewacht und konnte aufgrund von Rückenschmerzen nicht mehr liegen bleiben und bin daher schon mal nach draußen gegangen und bereitete mir mein Frühstück vor.

Als Frühstück hatte ich mir im Vorfeld Beeren-Porridge im Glas vorbereitet und einen kleinen Wasserkocher mitgenommen, mit dem ich mir warmes Wasser kochen und über die Haferflocken mit Beeren gießen konnte. Das war super lecker und entspricht dem, was mein Körper sowieso kennt. Nach und nach kamen auch die anderen der „veganen Gang“ nach draußen und jeder beäugte die Porridge-Mischung des anderen. :D

Mein Frühstück

Etappe 2 – Samstagmorgen

Gestartet wurde pünktlich um 9.30 Uhr direkt vor der Halle in Niederrodenbach. Die Strecke verlief zunächst durch den Ort und anschließend wieder durch Felder und Wald. Außerdem war das Profil mit 180 hm schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die noch bevorstehenden Etappen. Das schöne an dem Streckenprofil war, dass es immer wieder bergauf und auf den letzten Kilometern die gesamte Höhendifferenz wieder bergab ging. So konnte man relativ entspannt ins Ziel „rollen“. Auch hier gab es wieder eine super Zielverpflegung, wobei ich erneut das bewährte Vorgehen wie auch nach der ersten Etappe verfolgte: an der Verpflegungsstation etwas trinken und eine Banane essen, zur Halle gehen, Gepäck suchen, Schlafplatz reservieren, Duschsachen herausholen und duschen gehen. Anschließend kann man sich dann entspannen und in Ruhe etwas essen sowie regenerieren. Zum Mittagessen hatte der örtliche Sportverein eine super Verpflegung vorbereitet: man konnte sich Kuchen (auch vegan), Getränke und Nudelsuppe (ebenfalls auch mit einer veganen Variante) kaufen. Ich habe von dem Angebot Gebrauch gemacht und die Suppe gekauft, die richtig gut schmeckte. Außerdem aß ich zusätzlich noch Salzkartoffeln, die ich ebenfalls von zu Hause mitbrachte (jaa, es ist normal, dass die Hälfte des Gepäcks der Läufer*innen aus Essen besteht, aber dadurch werden die Koffer und Taschen mit der Zeit zumindest etwas leichter 😉). Die restlich Zeit habe ich mit ein wenig Dösen und dem Austausch mit anderen Läuferinnen und Läufern verbracht. Ein schönes Bild geben hier die Zäune vor der Halle ab, an denen jede Menge Klamotten und Handtücher zum Trocknen aufgehangen werden.

Etappe 3 – Samstagabend

Ab einer Stunde vor dem Start der nächsten Etappe herrschte wieder Aufbruchsstimmung. Alle packten ihre Sachen zusammen und machten sich bereit für die nächste Etappe. Ich bereitete mir dieses Mal auch meinen Trinkrucksack mit zwei Softflasks à 250 ml vor. Auf der Strecke gibt es definitiv genügend Wasserstellen und man muss sich eigentlich nichts mitnhemen. Ich habe gerade bei höheren Temperaturen wie an diesem Wochenende, zusätzlich etwas dabei, da bei mir beim Trinken während des Laufens mindestens die Hälfte daneben geht (ich könnte zwar auch einfach kurz stehenbleiben, aber das wäre ja langweilig). Als Reserve packte ich mir auch zwei Energiegels ein, von denen ich eins tatsächlich vor dem großen Anstieg zu mir nahm. Ich kann nicht beurteilen, wie es wäre, wenn ich das Gel nicht genommen hätte, aber damit bin ich super den Berg hoch gekommen. Das Ziel der dritten Etappe war im Stadion von Gelnhausen. Auch hier wurden die Läufer von den Zuschauern, Helfern und Kommentatoren herzlich empfangen.

Ich persönlich beeilte mich sogar noch ein bisschen mehr schnell in die Halle zu kommen, da hier erstmals auch eine Massagemöglichkeit bestand und ich möglichst zügig von dem Angebot Gebrauch machen wollte. Meine Beine haben sich zwar nicht so schlecht angefühlt, aber schaden kann das ja nicht und es war sogar schon in dem sowieso extrem günstigen Startgeld von 80 € enthalten.

Das Massageteam wartete bereits auf die Läuferinnen und Läufer...

Nachdem ich frisch geduscht und meine Beine schön durchgeknetet waren, waren wir noch im Rewe einkaufen und haben uns Snacks für den Abend und auch schon für den Folgetag besorgt. Das ist super praktisch, dass man hier abends noch eine Einkaufsmöglichkeit hat.

Darüber hinaus wurde man aber auch von der Veranstaltung bestens versorgt, denn ab 19.00 Uhr fand in unmittelbarer Nähe zu der Sporthalle eine Nudelparty statt. Es wurden zwei rein vegane (!) Nudelgerichte sowie ein Salatteller für alle angeboten und sie haben einfach super geschmeckt! Auch das Essen war im Startgeld bereits enthalten und man konnte so viel essen, wie man wollte.

Pastaparty am Samstagabend

Die zweite Nacht war irgendwie unruhiger, aber ich konnte trotzdem etwas schlafen. Morgens ging als erstes die Suche nach einer Steckdose für den Wasserkocher los und ich bereitete mir die zweite Portion des Beeren-Porridge zu.

Etappe 4 – Sonntagmorgen

Der Start am Sonntag war zeitlich eine halbe Stunde früher als am Vortag, also bereits um 9.00 Uhr auf dem Untermarkt von Gelnhausen. Nach einem Gruppenfoto ging es los und die Strecke startete erst einmal mit einem Anstieg. Da allerdings ein Großteil durch den Wald führte, waren die Temperaturen sehr angenehm. Zur Sicherheit nahm ich wieder meinen Trinkrucksack mit zwei Gels mit, die ich dieses Mal auch beide zu mir nahm. Das besondere der vierten Etappe war für mich persönlich, dass im Ziel in Wächtersbach meine Eltern auf mich warteten und mich anfeuerten, was ich im Vorfeld nicht wusste. Ich war total überrascht und rechnete erst am Ende der letzten Etappe mit ihnen.

Nachdem ich ein paar Worte mit ihnen wechselte, suchte ich auch hier wieder mein Gepäck zusammen und nahm eine erfrischende Dusche. Anders als am Vortag, konnte man hier nicht so richtig entspannen, sondern alle warteten auf den Bustransfer nach Bad Orb. Es wird also ein bisschen „geschummelt“ und ein kleiner Teil der Strecke zwischen Hanau und Steinau wird mit dem Bus zurückgelegt, da die Strecke für die Läuferinnen und Läufer ansonsten zu lang geworden und zeitlich vor allem für langsamere Teilnehmer nicht machbar wäre.

Der Busshuttel funktionierte optimal (auch wenn der Bus erwartungsgemäß voll war) und in Bad Orb konnte man dann wieder von dem Komplettprogramm mit Essen, Ausruhen in einer Halle und Massage Gebrauch machen. Ich aß erneut eine Nudelsuppe und hatte das Glück mit etwas Wartezeit eine Massage zu ergattern. Zwischenzeitlich waren die Beine dann doch etwas schwer und ich hatte Respekt vor der letzten und längsten Etappe…

Etappe 5 – Sonntagnachmittag

Die fünfte Etappe führte von Bad Orb nach Steinau. Sie war landschaftlich, genauso wie die vorherigen Etappen auch, super schön. Am Anfang galt es nochmals eine lange Steigung zu überwinden und nach einer angenehmen Bergabpassage durch den Wald, wird hinten raus ein guter Teil der Strecke auf freiem Feld zurückgelegt. Es waren jedoch ausreichend Verpflegungsstationen vorhanden, an denen man sich auch mal einen Becher Wasser über den Kopf gießen konnte.

Vielen Dank an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer an den Verpflegungsstationen!

Man braucht sich also keine Sorgen zu machen. Durch die landschaftliche Abwechslung ging für mich sie Etappe super schnell vorbei und irgendwann freut man sich auch nur noch auf den Zieleinlauf. Kurz vorher freute ich mich über die schönen Anfeuerungen, die meine Mutter zuvor mit Kreide auf die Straße geschrieben hatte. Das hat mich und auch die anderen Läuferinnen und Läufer nochmal ordentlich gepusht. Vielen lieben Dank dafür, Mama!

Das Ziel kam schließlich schneller als gedacht und ich war unglaublich glücklich und dankbar die Ziellinie zu überqueren! Jeder, der das schafft, hat eine unglaubliche Leistung vollbracht und sich sein Finisher-T-shirt, bei dem es sich übrigens um ein „echtes“ Finisher-T-shirt handelt, mehr als verdient!

Die Top 3 Frauen

Siegerehrung und gemeinsames Beisammensein

Ein letztes Mal konnten alle ihr Gepäck in der nahe gelegenen Sporthalle abholen und unter die Dusche springen. Anschließend haben die Finisher, Begleitpersonen sowie Helferinnen- und Helfer noch bei Topwetter draußen auf dem Marktplatz zusammengesesen. Die Siegerehrung verzögerte sich aus technischen Gründen etwas, wir nutzen die Zeit um nochmal das gemeinsame Beisammensein zu genießen und die letzten Tage Revue passieren zu lassen. Wir waren uns alle einig: es war ein herausragendes Event mit super Leuten!

Nach der Siegerehrung besteht die Möglichkeit mit dem Bus an alle Start- und Zielorte sowie den Bahnhof in Hanau zurückzufahren. Ich hatte jedoch den Luxus, dass mich meine Eltern mit dem Auto abholten und wir somit unmittelbar nach Hause fahren konnten.

Fazit

Insgesamt war es ein rundum gelungenes Wochenende mit sonnigem Wetter, lieben Menschen und herrlichen Laufstrecken. Ich kann mich der Euphorie von Katrin und Daniel nur anschließen. Vor der Anmeldung, die regulär Mitte November des Vorjahres öffnet, sollte man sich aber auch der sportlichen Herausforderung bewusst sein. Man sollte sich nur anmelden, wenn man wirklich fit ist und auch schon Lauferfahrungen sammeln konnte. Da man die Strecken zur Not auch wandern kann (man muss nur vor dem Start der nächsten Etappe ankommen, aber dadurch hat man natürlich auch weniger Regenerationszeit), würde ich persönlich keine zeitliche Empfehlung aussprechen. Man kann den Lauf sowohl als „Wettkampf“ als auch als „Spaßveranstaltung“ betrachten, letztlich ist jeder herzlich willkommen (so zumindest mein Eindruck). Aufgrund der hohen Präsenz veganer Läuferinnen und Läufer gibt es mittlerweile auch eine große Auswahl an veganem Essen.

Und falls jetzt jemand Lust bekommen hat, auch beim BGL teilzunehmen und eventuell sogar für ein veganes Team zu starten; die Anmeldung öffnet normalerweise im November und ist online möglich.

Markus, der ebenfalls für das Team beVegt.de am Start war, hat nach der Veranstaltung ein tolles Video zusammengeschnitten, das ich hier ebenfalls einfügen möchte: