Im Juli 2023 stellten wir uns 16 Tage lang dem GR20 über Korsiksa - einem der schwierigsten Fernwanderwege in Europa.
Im folgenden Reisebericht nehmen wir dich fotografisch mit auf unsere Reise.
Videoaufnahmen von unserer Tour gibt es auch bei Instagram.
Etappe 1: Calenzana - Refuge D'Ortu di u Piobbu
Datum: 09. Juli
Distanz: 12.6km
Bewegungszeit: 4h 15min
Temperatur: 20°C min, 31°C max, 25° durchschnitt
Höhenmeter: 1508m Anstieg, 229m Abstieg, 231m min, 1580m max
Bei unserer Ankunft am Abend zuvor hatte uns die Frau vom Campingplatz aufgrund der Hitze zu einem frühen Aufbruch geraten. Daher klingelte der Wecker schon um 4:00 morgens.
Die Nacht auf dem Campingplatz "Gite Muncipal" war ruhig verlaufen. Nur einige Autogeräusche hatten die Stille in der Nacht gestört.
Trotz der frühen Uhrzeit war es sehr warm, die Tiefsttemperatur der Nacht lag bei 20 Grad.
Im Schein unsere Stirnlampen bauten wir unser Zelt ab und brachen, wie auch ein Großteil der anderen Wanderer, gegen 5:00 Uhr auf.
Nach einigen 100 Metern durch Calenzana verließen wir die Zivilisation und der Anstieg ins korsische Gebirge begann. Bereits nach kurzer Zeit über den angenehm zu begehenden, kaum unwegsamen Pfad hatten wir erste Aussichten und konnten noch vor dem Sonnenaufgang auf Calvi zurückblicken.
Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die Bergspitzen anschließend in ein goldenes Licht.
Erst um 8:30 Uhr und nach 1000 Höhenmetern trafen uns die ersten Sonnenstrahlen. Durch die lange Zeit im Schatten war der Anstieg sehr angenehm.
Die Tour war insgesamt sehr abwechslungsreich. Es gab Plateaus zum Pausieren, aber auch einige kleine Kletterstellen die zum Teil über eine Kette verfügten.
Zwischendurch gab es immerwieder tolle Aussichten in Richtung Küste und Calvi.
Um 12 Uhr erreichten wir das Refuge Ortu di u Piobbu. Dort fanden wir sofort einen tollen Platz auf dem Plateau mit einer wunderschönen Aussicht.
Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten entflohen wir schnell der Mittagssonne in den Schatten der Bäume auf dem Gelände des Refuges.
Trinkwasser gibt es bei diesem Refuge aus einer Quelle etwa 100m weiter am GR20. Es gab zwei Waschbecken für Kleidung und Geschirr, die aber explizit kein Trinkwasser führten.
Duschen gab es insgesamt sechs. Luxus darf man bei den Duschen auf dem GR20 allerdings nicht erwarten. Franzis Dusche war kühl, während meine brühend heiß war.
Die Lebensmittelauswahl war gut und viele der anderen Wanderer griffen auch auf die warmen Speisen wie Omlette zurück.
Wir bereiteten uns Spaghetti mit Tomatensauce auf unserem Gaskocher zu.
Im Vergleich zu anderen Refuges ist dieses sehr weitläufig und es gab viel zu entdecken.
Wir genossen den Ausblick auf die untergehende Sonne und begaben uns mit dem Einbruch der Dunkelheit in unser Zelt. Die Nacht war sehr warm, ruhig und völlig windstill.
Etappe 2: Refuge D'Ortu di u Piobbu - Refuge Carrozzu
Datum: 10. Juli
Distanz: 7.9km
Bewegungszeit: 3h 20min
Temperatur: 16°C min, 33°C max, 24° durchschnitt
Höhenmeter: 645m Anstieg, 985m Abstieg, 1273m min, 2042m max
Zu unserer zweiten Etappe brachen wir wieder um 5 Uhr auf, um der Hitze beim Aufstieg zu entgehen.
Wir hatten den Fehler gemacht unsere Wasservorräte (3 Liter pro Person) nicht bereits am Vorabend zu füllen. Daher mussten wir circa 10 Minuten an der Quelle anstehen, wo sich ein paar andere Wanderer gestaut hatten.
Während der gesamten Tour filterten wir das Wasser, welches wir zum Trinken und Kochen nutzten. So waren wir immer auf der sicheren Seite und mussten uns keine Gedanken um möglicherweise verunreinigtes Trinkwasser machen.
Mit frischem Quellwasser im Gepäck ging es im Schein unserer Stirnlampen weiter in die Berge.
Nach kurzer Zeit begann der nächste Anstieg. Über grobe Felsbrocken ging der Weg Stück für Stück auf den nächsten Grat zu. Wir kamen nur langsam voran, aber es gab keine Kletterstellen.
Wärend des Anstieges begann die Sonne langsam die ersten Gipfel in warmes Licht zu tauchen. Unsere Jacken, welche wir am Morgen noch anziehen mussten hatten wir nach den ersten Höhenmetern schnell abgelegt,
Oben angekommen hatten wir erstmals eine Aussicht auf die "richtig schroffen" Gipfel im Hinterland. Hier waren wir nun erstmals oberhalb der 2000-Meter-Grenze.
Es war relativ windig und wir zogen uns wieder warm an.
Hier gab es auch zum ersten Mal wieder Mobilfunkempfang um ein Lebenszeichen zu senden.
Nun war die Zeit für ein Mittagessen gekommen und wir bereiteten uns daher einen mitgebrachten Porridge mit Bergblick auf dem Gaskocher zu.
Anschließend führte uns der Weg weiter entlang des Grates.
Zwischen einem ständigen Auf-und-Ab galt es einige leichte Kletterstellen zu überwinden. So wurde uns schnell wieder warm.
Hinter jeder Kurve bot sich ein neuer, schöner Blick in die Berglandschaft.
Der Weg war oft sehr gut zu begehen, allerdings immer wieder durch Felsen unterbrochen.
Da das nächste Refuge "Carrozzu" auf nur 1300m lag, folgte dementsprechend noch ein langer Abstieg.
Über Erde und feines Geröll bewegten wir uns Stück für Stück talwärts. Der Abstieg war sehr steil und aufgrund der Rutschgefahr sehr anstrengend. Der ein oder andere Ausrutscher hat auch für einen dreckigen Po gesorgt.
Nachdem wir endlich die Baumgrenze und wenig später auch das Refuge erreicht hatten, stellten wir fest, dass es schon ziemlich voll war. Der Platz am Refuge Carrozzu ist im Vergleich zu den anderen relativ begrenzt. Wir fanden glücklicherweise einen Platz direkt am GR20 am Anfang des Refuges. Dieser war relativ seperat und ungestört.
Wanderer, die später gekommen sind, hatten teilweise Pech und mussten in der Nähe der Toiletten oder Mülleimer schlafen. Es lohnt sich hier, die Plätze direkt am "Eingang" des Refuges zu nehmen, solange diese noch frei sind. (Insofern man mit einem eigenen Zelt unterwegs ist.)
Nachdem wir unseren Platz gefunden hatten belohnten wir uns mit einer Orangina und Snacks, die wir vor Ort gekauft hatten.
Zum Abendessen kauften wir uns vor Ort vier Packungen einer mediterranen Reismischung. Diese Menge brauchten wir um wieder zu Kräften zu kommen, obwohl jede für zwei Portionen vorgesehen war.
Es gab nur wenige, aber funktionelle Duschen. Je nach Zeitpunkt musste man etwas anstehen.
Wir füllten bereits vorsorglich unsere Wasservorräte für den nächsten Tag auf, um am Morgen nicht anstehen zu müssen. Das Refuge war das einzige, bei dem sämtliches Wasser zum Trinken freigegeben war und nicht nur eine einzelne Quelle.
Als die Sonne untergegangen war, begaben wir uns ins Bett. Die Nacht war sehr warm und durch die Bäume fast völlig windstill.
Etappe 3: Refuge Carrozzu - Refuge Asco-Stagnu
Datum: 11. Juli
Distanz: 5.5km
Bewegungszeit: 2h 40min
Temperatur: 17°C min, 40°C max, 22° durchschnitt
Höhenmeter: 755m Anstieg, 741m Abstieg, 1229m min, 1997m max
Am Morgen sind wir um vier Uhr aufgestanden, damit wir gegen 5 Uhr aufbrechen konnten. Morgens herrschten immer noch 17 Grad.
In der Nacht wurden wir beklaut - unsere feste Seife, die vor dem Zelt trocknete, war verschwunden. Wir sind uns nicht sicher ob ein Tier oder ein hygienebedürftiger Wanderer diese entwendet hat.
Nachdem das Zelt verstaut und die Füße mit Vaseline eingecremt waren, machten wir uns anschließend wie geplant gegen etwa 5 Uhr im Schein der Stirnlampen auf den Weg.
Schon nach wenigen hundert Metern zeigte sich das erste Highlight - die Spasimata-Hängebrücke. Diese darf nur einzeln begangen werden und führte uns auf die andere Seite des Flusses.
Dort begann erneut ein langer Aufstieg entlang des Tals.
Über grobes Geröll traten wir unseren langsamen Aufstieg zum nächsten Pass an. Nach kurzer Zeit stießen die ersten Sonnenstrahlen zu uns durch und es wurde Zeit für eine Sonnencreme-Pause.
Wärend des Aufstieges drehten wir uns oft um, um den Ausblick ins Tal bis nach Calvi zu genießen.
Die meißte Zeit wanderten wir alleine, hin und wieder bildeten sich aber Grüppchen mit anderen Wanderern.
Wärend des Anstiegs war durchaus Konzentration gefordert, da man auf den großen Felsbrocken auf jeden Schritt achten musste. Kletterpassagen gab es aber noch keine.
Nach einem langen Aufstieg erreichten wir den nächsten Pass. Hier bot sich zum ersten Mal ein Blick auf den Monte Cinto (der höchste Berg Korsikas und ein Zwischenziel der folgenden Etappe).
Unterhalb des Monto Cinto konnte man hier im Tal schon die Gebäude der Skistation Asco erkennen, wo sich das heutige Refuge befand.
Der folgende Abstieg zum Refuge verlangte nochmal einiges an Konzentration ab, das viel steiles Geröll und schräge Steinplatten den Weg zeichneten.
Unglücklicherweise knickte ich (David) beim Abstieg etwa auf der Hälfte meinen Knöchel um. Zuerst merkte ich allerdings nichts außer leichte Schmerzen und wir setzten unseren Weg fort.
Am Refuge "Haute Asco" war es zum Zeitpunkt unserer Ankunft am frühen Nachmittag schon relativ voll. Besonders die durch Bäume geschützten Schattenplätze für eigene Zelte sind dort sehr begrenzt, auf dem ungeschützten Ausläufer der Skipiste ist allerdings sehr viel Platz.
Glücklicherweise konnten wir noch einen der letzten seperaten und schattigen Plätze ergattern. So ließ sich die inzwischen stehende, heiße Mittagshitze zumindest etwas besser ertragen.
Nachdem wir unser Zelt aufgebaut und die Solarpanele ausgebreitet hatten, machten wir uns auf den Weg um das Gelände und die dazugehörigen Gebäude zu erkunden. Am Ende der Skipiste gibt es einen breiten, sehr kalten Bach. In diesen tauchte ich sofort meine Füße. Durch die Kälte wurde allerdings irgendetwas an meinem umgeknickten Knöchel außgelöst, welcher plötzlich sehr stark schmerzte.
Ich konnte fortan nun nur noch langsam humpeln, was in Anbetracht der anspruchsvollen Etappe am nächsten Tag keine gute Vorraussetzung war.
Zum Glück hatte Franzi die Idee Schmerzmittel zu nehmen, da dieses entzündungshemmend wirkt. Durch die Einnahme von etwas Ibuprofen ließen die Schmerzen am Abend etwas nach.
Der Shop des Refuges ist relativ umfangreich und es gab sogar einen einfachen frischen Salat. Dazu gibt es noch ein kleines Restaurant vom Skihotel und einen Imbiss. Dort haben wir uns eine Pommes gegönnt.
Durch den Skibetrieb gibt es nach Haute Asco auch eine Straße. Dort war demnach die erste Straßenanbindung seit Calenzana.
Zum Einbruch der Dunkelheit begaben wir uns ins Zelt.
Etappe 4: Refuge Asco-Stagnu - Refuge de Tighjettu
Datum: 12. Juli
Distanz: 9.2km
Bewegungszeit: 3h 40min
Temperatur: 17°C min, 32°C max, 23° durchschnitt
Höhenmeter: 1243m Anstieg, 1006m Abstieg, 1421m min, 2605m max
Am Morgen sind wir wieder früh aufgestanden und um circa 5.00 Uhr aufgebrochen. Ich machte mir etwas Sorgen, da mein Fuß noch wehtat und eine schwere Etappe bevorstand.
Ich nahm eine Ibuprofen-Tablette und plante dies alle zwei Stunden zu wiederholen.
Auf den ersten Metern unterhielten wir uns mit einem anderen deutschen Wanderer, Martin. Er war im gleichen Zeitrahmen wie wir unterwegs und wir sollten ihn im Laufe der Tour immer wieder treffen.
Er erzählte uns, dass er heute noch den Abstecher auf den Monte Cinto machen wollte. Wir entschieden uns aufgrund meines Fußes dagegen.
Nach den ersten Kilometern im halbdunkeln durch den Pinienwald begann der Anstieg. Auf einer Brücke über einen kleinen Fluss konnten wir nochmal durchatmen.
Die Strecke am Monte Cinto vorbei wurde erst 2015 eingerichtet, nachdem es auf der Hauptstrecke durch den Cirque de Solitude einen tödlichen Unfall gab.
Der Anstieg begann mit einigen Kletterstellen, welche zum Teil mit Ketten gesichert waren.
Später änderte sich das Gelände und wurde zunehmend schroffer und bestand nur noch aus Geröll.
Den Monte Cinto im Blick stiegen wir Stück für Stück in Richtung des höchsten Punktes unserer Reise.
Nach etwa zwei Stunden Aufstieg erreichten wir erste Schneefelder und machten einen obgliatorischen Schneeball. Dort taten wir es den anderen Wanderern gleich und pausierten kurz am kleinen Bergsee "Lac d Argento".
Nach einer kurzen Pause mit sehr süßen und geschmacklosen Müßliriegeln vom letzten Refuge begannen wir den finalen Anstieg zum Grat.
Der Weg führte sehr steil über Geröll und man musste gut auf jeden Schritt achten.
Am Grat angekommen entschieden sich einige Wanderer, den Abstecher zum Gipfel des Monto Cinto zu begehen.
Wir entschieden uns dagegen und bestiegen nur kurz den nebenliegenden Gipfel "Pointe de Eboulis" (2607m). Dazu muss man nur kurz über grobes Geröll gehen.
Von dort bot sich eine wunderschöne Rundumsicht in die schroffe Berglandschaft.
Nach einer kurzen Pause auf dem Gipfel ging es - wie immer - wieder bergab. Zuerst bot sich noch eine tolle Sicht auf den "Lac de Cinto", einen sehr hoch gelegenen Bergsee. Wir kletterten weiter durchs Geröll entlang des Grates.
Nachdem wir den Grat durch eine enge Felspassage passierten, bot sich der Blick auf den bevorstehenden Abstieg zum Refuge.
Dieser war erneut relativ steil und erforderte viel Konzentration.
Glücklicherweise machte sich mein Fuß sehr gut und die Schmerzen hielten sich in Grenzen.
Anfangs passierten wir noch einige Schneefelder am Wegrand, aber schon bald ließ sich auch wieder etwas Grün zwischen den Felsen blicken.
Nach einem langen Abstieg erreichten wir schließlich das Refuge Tighjettu.
Am Refuge suchten wir uns schnell einen schönen Zeltplatz. Das Gelände auf dem Refuge ist sehr steil und unwegsam. Dennoch entschieden wir uns für einen etwas abgelegenen und exponierten Platz mit toller Sicht ins Tal, auch wenn der Weg zum Klo so etwas weiter war.
Das Refuge an sich war sehr simpel, bot aber immerhin etwas Schutz vor der Mittagssonne auf der Terasse. Wir gönnten uns Fruchtsalat aus der Dose und unterhielten uns etwas mit anderen deutschen Wanderern.
Nachdem wir geduscht hatten und uns Spaghetti zubereitet hatten wurde es auch schon fast dunkel. Pünktlich mit dem Anbruch der Dunkelheit begaben wir uns in unsere Schlafsäcke (oder eher darunter, da es im Schlafsack viel zu warm war). Die kommende Nacht war sehr zum ersten Mal sehr windig. Wir konnten nicht besonders gut schlafen und auch die anderen Wanderer berichteten später von Schlafproblemen.
Etappe 5: Refuge de Tighjettu - Refuge de Ciottulu
Datum: 13. Juli
Distanz: 7.4km
Bewegungszeit: 2h 50min
Temperatur: 19°C min, 42°C max, 26° durchschnitt
Höhenmeter: 742m Anstieg, 408m Abstieg, 1379m min, 2042m max
Den Morgen ließen wir zum ersten Mal entspannt angehen. Die anstehende Etappe war vergleichsweise kurz und hatte nur wenige Höhenmeter. Außerdem hatten wir nicht wirklich durchgeschlafen.
Wir starteten nicht im Dunkeln, sondern bauten das Zelt entspannt nach dem Sonnenaufgang ab.
Nachdem wir den Zugang zum GR20 gefunden hatten stiegen wir weiter ins Tal ab. Der Abstieg war allerdings deutlich weniger belastend als am Vortag. Nach kurzer Zeit passierten wir die Bergerie de Ballone. Dort kann man auch übernachten.
Anschließend führte uns der Weg wieder durch angenehm schattigen Wald. Immer wieder kreuzten kleine Bäche den Weg.
Die Landschaft war nicht mehr so karg wie am Vortag, sondern zunehmend grün und bewaldet.
Nachdem wir die ersten Kilometer beinahe entspannt durch den Wald schlenderten konnte - wie sollte es anders sein - natürlich nur der nächste Anstieg folgen.
Entlang des Baches "Roussieau de Foggialle" stiegen wir langsam zum Grat des "Paglia Orba" empor.
Immer wieder drehten wir uns dabei um, um die tolle Sicht zu genießen. Zum ersten Mal konnten wir so weit schauen, dass wir wieder ein paar Dörfer erkennen konnten.
Als wir den Bach schließlich kreuzten legten wir eine Pause auf einem gemütlichen Fels im Wasser ein.
Durch unseren späten Start begegneten wir kaum anderen Wanderern. Einige der anderen deutschen Wanderer hatten sich auch entschlossen, die Etappe zu doppeln und schon zum Castel de Vergio weiterzugehen. So viel Zeitdruck wollten wir uns allerdings nicht machen, auch damit mein Fuß wieder anständig heilen konnte. Außerdem hatten wir die Refuges im Vorraus reserviert und waren somit perfekt im Zeitplan.
Am Grat des Paglia Orba angekommen bot sich sofort der nächste spektakuläre Ausblick. Man konnte bereits das nächste Refuge sehen. Hier hatten wir ein letztes Mal Mobilfunkempfang. Entlang des Grates gingen wir einen wenig anspruchsvollen Pfad weiter in Richtung des Refuges.
Das heutige Refuge, Ciottullu di Mori, war mit fast 2000m das höchstgelegene auf unserer Route.
Als wir ankamen brannte immernoch die Mittagssonne, allerdings herrschte auch Wind mit regelmäßigen Böen.
Wir entschieden uns daher, heute auf einen Platz mit bester Aussicht zu verzichten und stellten uns stattdessen direkt an den GR20 zwischen andere Zelte hinter einen Fels.
In den letzten Tagen hatten wir unser Zelt nie wirklich abgespannt. Auch heute wickelten wir lediglich die wichtigsten Schnüre um ein paar umherliegende Steine. Das sollte sich als Fehler erweisen.
Wir gingen nach dem Zeltaufbau zuerst zur Hütte um das Lebensmittelangebot auszukundschaften. Der Shop heute war nur klein und knapp bestückt. Er befand sich zur Hälfte in der Küche und man stand zwischen den Hüttenwirten, um sich Lebensmittel auszusuchen. Trotzdem sind wir fündig geworden und kauften uns Spaghetti mit Sauce.
Wir beschlossen, uns erstmal auf die Terasse in den Schatten zu setzen.
Ich machte mich noch schnell auf, um etwas Wasser zu holen.
Beim Zelt angekommen stand unser Zelt schief und etwas abseits seiner eigentlichen Position. Unser Nachbar, ein Franzose, machte mir mit Händen und Füßen deutlich, dass eine Windböe unser Zelt erfasst und umgeworfen hatte. Er hatte das Zelt netterweise notdürftig fixiert.
Wir tauften ihn später den "Zeltretter" und trafen ihn im Laufe der Wanderung immer wieder.
Mit solchen Winden hatten wir nicht gerechnet und ich befestigte das Zelt sofort dementsprechend.
Leider war eine Zeltleine gerissen und das Zelt hatte einige kleine Löcher auf der Oberseite bekommen. In der Hoffnung, dass das Zelt später noch da war, begab ich mich wie geplant weiter zur Wasserquelle.
Abends kochten wir uns dann Spaghetti und genossen die Dämmerung. Erstmals mussten wir uns wegen des Windes unsere warme Kleidung anziehen.
Pünktlich zur Dämmerung lagen wir wieder im Zelt, da wir am nächsten Tag die Streckenmäßig längste Tour vor uns hatten, insgesamt circa 26 Kilometer. Wir hatten uns entschlossen direkt zum Refuge Maganu zu Wandern und das Castel de Vergio auf halber Strecke zu überspringen.
Die Nacht war nicht so ruhig, da immer wieder starke Windböhen an unserem Zelt rüttelten.
Etappe 6: Refuge de Ciottulu - Refuge de Maganu
Datum: 14. Juli
Distanz: 26.5km
Bewegungszeit: 7h 50min
Temperatur: 11°C min, 32°C max, 23° durchschnitt
Höhenmeter: 867m Anstieg, 1243m Abstieg, 1341m min, 2001m max
Trotz des starken Windes in der Nacht wachten wir am nächsten Morgen genau dort auf, wo wir auch eingeschlafen waren.
Die Nacht war mit 11 Grad Tiefsttemperatur die kälteste bis jetzt. Wir standen gegen vier Uhr auf und starteten gegen fünf Uhr im Dunkeln die nächste Tour.
Im Schein unserer Stirnlampe begann der Abstieg in das nächste Tal. In der Morgendämmerung boten sich kurze Zeit tolle Aussichten bis nach Porto.
Nach einigen Kilometern Abstieg passierten wir tolle Gumpen am Wegesrand und legten dort eine Frühstückspause ein.
Kurze Zeit später tauchten die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel in ein goldenes Licht. Ein paar interessierte Kühe beobachteten uns beim Vorbeigehen.
Jetzt wurde es wieder warm und wir konnten unsere Jacken ablegen.
Im Tal wurde der Weg immer grüner und mündete schließlich wieder im Wald. Durch dichte Bewaldung ging es weiter in Richtung Castel de Vergio.
Mitten im Wald passierten wir die Bergerie de Radule, wo uns fröhliche Musik entgegenschallte. Auf der Strecke bis zum Castel der Vergio begegneten wir kaum anderen Wanderern. Der dichte Wald war eine schöne Abwechslung zu den schroffen Landschaften der letzten Tage.
Nach insgesamt etwa 10 Kilometern erreichten wir eine Straße - die erste Straße seit Haute Asco. Wenige Schritte später folge das Castel de Vergio. Hier kann man im Hotel oder im Zelt übernachten.
Wir hatten vorher schon gelesen, dass es hier eine größere Lebensmittelauswahl gibt und wurden nicht enttäuscht. Es wurden sogar Äpfel und Bananen angeboten. Wir legten auf der Terasse vorm Geschäft eine Pause ein und nutzten die Steckdosen zum Laden unserer Powerbanks. Zudem genossen wir einige Snacks und packten zwei Bananen als Belohnung für den nächsten Anstieg ein.
Hier trafen wir außerdem einige andere Wanderer, die wir auf den vergangenen Etappen bereits gesehen haben und die dort auch pausierten.
Nach einer ausgiebigen Pause setzten wir unseren Weg fort. Zuerst schützte uns noch Wald vor der Sonne und es waren noch keine Höhenmeter in Sicht.
Entlang des Weges konnte man Bachläufe erahnen. Diese waren allerdings ausgetrocknet.
Unser nächstes Ziel sollte nun der "Lac de Nino" sein, ein idyllischer Bergsee.
Von diesem trennte uns noch ein Anstieg, welcher nicht lange auf sich warten ließ.
Wir verließen also den Wald und stiegen wieder auf.
Der Weg war hier allerdings einigermaßen gut begehbar und weitestgehend ohne Kletterstellen.
Nach etwas Auf und Ab entlang des Grates eröffnete sich schließlich der Blick auf den Lac De Nino.
Der See liegt wunderschön eingebettet in einen Kessel inmitten von grünem Gras. In der Ferne grasten Pferde.
Wir legten die Rucksäcke ab und genossen die Aussicht und unsere wohlverdiente Banane.
Zwischendurch passierte uns eine Gruppe Reiter die in die andere Richtung unterwegs waren.
Nach einer sehr erholsamen Mittagspause am See setzten wir unseren Weg fort, schließlich hatten wir immer noch sieben Kilometer vor uns.
Der Weg führte uns am Ufer des Sees entlang und anschließend durch weitläufige Graslandschaften. Zwischenzeitlich kamen wir vom Weg ab und nutzten die GPS-Karte um wieder auf den Trampelpfad im Gras zurück zu kommen.
Die Landschaft hinter dem Lac de Nino war wieder mal eine völlige Veränderung zu dem was wir bisher gesehen hatten. Die häufige Abwechslung der Umgebung beeindruckte uns immer wieder.
Der Rest des Weges bis zum Refuge Maganu war wenig anspruchsvoll, allerdings zogen sich die letzten Kilometer noch sehr, da wir ja schon über 20km in den Beinen hatten.
Es ging größtenteils durch grüne Prärielandschaft weiter. Etwa einen Kilometer vor dem Refuge passierten wir noch eine Bergerie. Dort ist auch eine Übernachtung möglich.
Beim Refuge angekommen wurden wir von Kühen begrüßt. Diese laufen dort zwischen den Zelten herum und sind sehr zutraulich.
Wir suchten uns einen Zeltplatz, welcher etwas durch Büsche geschützt war und bauten unser Zelt auf stark in die Jahre gekommenen Paletten auf.
Bei der Anmeldung beim Hüttenwirt erhielten wir zwei Chips zum Duschen. Diese Regelung gab es nur bei diesem Refuge. Mit dem Chip konnte man für ein paar Minuten warmes Wasser erhalten. (Achtung: Die Zeit läuft, sobald der Chip eingeworfen wurde. Nicht erst wenn das Wasser läuft. Umziehen sollte man sich vorher.)
Die Toiletten auf dem Refuge sind auch moderne Komposttoiletten, welche mit einem Fließbandsystem funktionieren. Diese gibt es auch auf einigen anderen Refuges.
Bevor wir die Dusche genossen, deckten wir uns noch mit Lebensmitteln für den Abend ein.
Mobilfunkempfang gab es hier wieder nicht und wir versendeten ein paar Lebenszeichen per Salltelit via Garmin InReach.
Nachdem wir unser Wasser für den nächsten Tag aufgefüllt hatten, begaben wir uns wieder sehr pünktlich ins Bett.
Die Nacht war kalt, aber ansonsten sehr ruhig und wir wurden nicht von Kühen besucht.
Etappe 7: Refuge de Maganu - Refuge de Petra Piana
Datum: 15. Juli
Distanz: 8.8km
Bewegungszeit: 3h 30min
Temperatur: 11°C min, 36°C max, 21° durchschnitt
Höhenmeter: 880m Anstieg, 639m Abstieg, 1604m min, 2226m max
Da die Etappe heute etwas kürzer sein sollte als die des Vortages ließen wir uns am Morgen etwas Zeit. Beim Aufbruch benötigten wir schon keine Stirnlampen mehr.
Der Tag begann sofort mit dem nächsten Anstieg. Das Ziel war der nächste Grat "Bocca alle Porte" neben dem "Capu a i Sorbi".
Zunächst verlief der Anstieg vergleichweise bequem entlang eines Flusses. Die aufgehende Sonne sorgte wieder für tolle Lichteffekte. Mit zunehmender Höhe streiften unsere Blicke wieder weiter in die Ferne.
Das letzte Stück vor dem Grat wurde wieder etwas schwieriger, da man hier in Serpentinen ein Geröllfeld hoch musste. Hin und wieder gab es auch Kletterstellen.
Aber nach etwas Schweißvergießen erreichten wir schließlich Bocca alle Porte auf 2210 Metern.
Beim Überschreiten des Grates bot sich uns ein atemberaubender Blick auf die zwei Seen "Lac de Melo" und "Lac de Capitello".
Hier trafen wir auch wieder einige Wanderer, welche die Aussicht genossen.
Auch einige Krähen hofften hier auf etwas Essen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen wir weiter.
Nun führte uns der Weg wieder steil bergab und forderte einige Konzentration.
Es gab mehrere Kletterstellen, teilweise auch mit Ketten zum Festhalten.
Zwischendurch musste man sogar durch ein Felstor klettern bzw. rutschen.
Die ganze Zeit bot sich der tolle Blick auf die Seen und später auch in Richtung Porto.
Nach einem kurzen Abstieg erfolgte ein ständiges Auf und Ab über den Grat neben den Seen. Ein leichter Windzug sorgte dafür, dass es heute nicht so warm war wie an den letzten Tagen.
An einer schönen Stelle mit Blick auf die Seen entschieden wir uns für eine Mittagspause und kochten eine unsere mitgebrachten Porridge-Rationen auf dem Gaskocher.
Frisch gestärkt gingen wir weiter. Etwa die Hälfte der Strecke hatten wir noch vor uns.
Von nun an wurde der Weg zunehmend einfacher. Es gab noch einige Passagen mit Felsen, allerdings wurde man selten gezwungen die Hände zu benutzen.
Gegen Ende folgte noch ein steiler Auf-und Abstieg. Hier zierte die Landschaft zwischenzeitlich eine saftig-grüne Wiese und wir trafen andere Wanderer, welche sich aufgrund von Kniebeschwerden den Anstieg hochquälten. Generell sah man mit zunehmender Strecke immer mehr Wanderer mit Kniebandagen. Auch ich hatte die letzten Tage immer wieder eine dünne Kniebandage angelegt, da besonders die Abstiege sehr belastend sind.
Nach dem Anstieg bot sich schließlich der motivierende Blick auf das Refuge und so zog sich der Abstieg nicht allzu lange hin.
Am Refuge angekommen stellten wir fest, dass die Anzahl der Zeltplätze relativ begrenzt war.
Aufgrund der Windböhen suchten wir uns einen möglichst geschützten, etwas abgesenkten Platz. Dort trafen wir auch den deutschen Wanderer Martin wieder, welchen wir schon zu Beginn der Reise getroffen hatten.
Das Refuge verfügte wieder über moderne Komposttoiletten, die Duschen waren allerdings eher rudimentär.
Neben der typischen, eher übersichtlichen Lebensmittelauswahl gab es bei diesem Refuge Slush-Eis und sogar Pommes. So einen Luxus waren wir gar nicht mehr gewohnt.
Auch auf dem Gelände dieses Refuges hatten sich Kühe und Pferde breitgemacht. Mit ihnen musste man auch die Wasserquelle teilen. Mobilfunkempfang war so gut wie nicht vorhanden.
Wir verspeisten etwas korsisische Canistrelli-Kekse auf der Terasse und kochten uns Spaghetti mit Tomatensauce.
Wir duschten noch und Franzi freundete sich mit den Maultieren an.
Der Rest des Abends verlief ruhig und wir waren wieder pünktlich im Bett. Nachts rüttelte der Wind gelegentlich am Zelt.
Etappe 8: Refuge de Petra Piana - Refuge de l'Onda
Datum: 16. Juli
Distanz: 10.7km
Bewegungszeit: 3h 40min
Temperatur: 15°C min, 35°C max, 22° durchschnitt
Höhenmeter: 466m Anstieg, 924m Abstieg, 947m min, 1851m max
Am Morgen standen wir wieder früh auf und starteten im Schein unserer Stirnlampen. Wir hatten die Wahl, den "Standardweg" durch ein Tal zu gehen, oder eine alternative Route über den Grat.
Wir entschieden uns für den Weg durchs Tal, da es dort viel Wald und tolle Gumpen geben sollte.
Der morgendliche Abstieg war vergleichsweise entspannt. Nach etwa einem Kilometer legten wir unsere lange Kleidung ab. Ich ließ auch meine Sonnenbrille unbemerkt auf einem Stein am Wegrand liegen.
Als wir etwa 1.5km später eine Pause an einem Wasserfall einlegten, stellte ich fest, das die Brille fehlte. Franzi wollte meine Brille retten und lief den Weg in schnellem Tempo zurück. Aufgrund meines angeschlagenen Knies wartete ich Canistrelli-futternd mit den Rucksäcken auf Franzis Rückkehr.
Eine deutsche Wandergruppe bestehend aus zwei Elternpaaren und zwei Söhnen im Teenageralter kam vorbei und sagten, sie hätten sowohl Franzi als auch die Sonnenbrille gesehen. Sie waren, verständlicherweise, etwas belustigt und fragten ob Franzi auch ein Bier von der Hütte mitbringen könne.
Eine kurze Zeit später war ich sowohl mit Franzi als auch mit meiner Sonnenbrille wieder vereint und die Wanderung konnte weitergehen.
Im Tal führte der Weg wieder durch einen dichten Wald.
Nach kurzer Zeit passierten wir wunderschöne Gumpen (ausgewaschene Wasserlöcher im Bachlauf, die sich perfekt zum Baden eignen).
Wir beschlossen hier eine Pause einzulegen und breiteten uns mitten auf dem Steinplateau zwischen mehreren Bachläufen aus.
Da die Gumpen noch im Schatten lagen, gingen wir nicht komplett Baden, aber erfrischten zumindest unsere Füße und die Kleidung im glasklaren Wasser.
Nach einer ausgiebigen Pause setzten wir unseren Weg durch den Wald fort. Die schattige Umgebung war eine angenehme Abwechslung zu der Mittagshitze der letzten Tage. Der Pfad war sehr leicht begehbar und schlängelte sich zwischenzeitlich auch durch dichten Farn.
Bevor der Aufstieg zum nächsten Refuge begann, passierten wir noch die Bergerie de Tolla. Diese bietet keine Übernachtungen an, allerdings Gebäck, Getränke und Snacks. Hier haben wir, wie viele andere Wanderer auch, eine kurze Pause eingelegt.
Der nachfolgende Anstieg war zwar lang, aber sehr flach und führte größtenteils entlang von breiten Forstwegen.
Wir passierten noch eine Quelle am Wegrand, wo wir eine weitere schattige Pause einlegten. Hier gab es erstmals Mücken, aber auch die Möglichkeit unsere geschmolzenen Riegel durch das kalte Wasser wieder in Form zu bringen.
Bis zum Refuge de l'Onda konnten wir fast vollständig im Schatten gehen.
Im Vergleich zu den letzten Tagen war der heutige ein richtig gemütlicher Wellnesstag.
Das Refuge de l'Onda erinnert eher an einen Campingplatz und ist nicht so weitläufig wie die anderen.
Die Zelte stehen auf einer eingezäunten, leicht schrägen Wiese. Wir hatten daher keine Chance unser Zelt im Schatten zu platzieren.
Nach dem Aufbau unseres Zeltes machten wir uns auf, um uns anzumelden und ein paar Lebensmittel zu kaufen.
Die Lebensmittelauswahl war typisch wie bei den anderen Refuges. Positiv hervorzuheben ist, dass dieses Refuge das einzige mit einem explizit vegetarischem Abendgericht ist.
Wir erhielten von Martin den Tipp, dass sich ein Stück hinter dem Refuge ein Bach mit Bademöglichkeit befinde. Also schnappten wir uns unsere Handtücher und Sonnencreme und stapften los.
Nachdem wir einen Weidezaun und einen kleinen Trampelpfad passierten, fanden wir tatsächlich jene Badestelle.
Es handelte sich um eine wunderschöne, menschenleere Gumpe in welcher man sogar schwimmen konnte.
Wir drehten ein paar hastige Runden im eiskalten Wasser. Diese Erfrischung hat nach der langen Wanderung richtig gut getan.
Aufgrund der brennenden Mittagssonne mussten wir aber auch schnell wieder in den Schatten.
Abends kochten wir uns zur Feier des Tages eine Portion Linsen mir Reis, welche wir mitgebracht hatten. Wir waren wieder pünktlich im Zelt, da am nächsten Tag der längste Abstieg des GR20 folgen sollte.
Etappe 9: Refuge de l'Onda - Vizzavona
Datum: 17. Juli
Distanz: 13.8km
Bewegungszeit: 4h 30min
Temperatur: 15°C min, 34°C max, 24° durchschnitt
Höhenmeter: 792m Anstieg, 1211m Abstieg, 922m min, 2098m max
Heute stand die letzte Etappe des Nordteils an und somit war die Hälfte des GR20 fast geschafft.
Wir hatten gehört, dass der heutige Abstieg nach Vizzavona einer der längsten sei und eine Belastungsprobe für die Knie.
Wir starteten deshalb wieder früh und machten uns im Schein unserer Stirnlampen auf den Weg.
Der Tag begann mit einem Anstieg zum nächsten Grat. Nach den ersten Höhenmetern machte sich bereits die Sonne am Horizont bemerkbar.
Im Laufe des Anstiegs zeigte sich ein wunderschöner Sonnenaufgang, der die Täler rings umher in ein goldenes Licht tauchte.
Wir legten noch vor dem Grat eine kurze Pause ein um den Sonnenaufgang zu genießen und aßen eine Tafel Schokolade. Währenddessen wurden wir von der deutschen Wandergruppe überholt, welche wir schon am vergangenen Morgen getroffen hatten. Ihre Reise sollte allerdings schon in Vizzavona enden.
Der Weg zum Grat war vergleichweise einfach zu begehen und enthielt nur vereinzelte Passagen über Fels.
Kurz bevor wir oben angekommen waren, passierten wir noch eine Gedenktafel für einen dort verstorbenen Skifahrer.
Vom Grat aus bot sich wieder eine wunderschöne Weitsicht. Wir genossen kurz den Ausblick und gingen dann den Abstieg an, welcher uns über 1000 Meter nach unten bringen sollte.
Der Abstieg zog sich sehr in die Länge, aber glücklicherweise spielten unsere Knie ohne Meckern mit. Meine Knie, welche in den Vortagen mehrmals etwas geschmerzt hatten, fühlten sich gegen Ende richtig gut an.
Das Gelände auf dem Weg war eher einfach zu passieren und erforderte keine besonders erhöhte Konzentration oder Klettern.
Nach etwa 2-3 Stunden Abstieg sahen wir die ersten Wegweiser und auch einige Touristen, welche aus Vizzavona zu den nahegelegenen Badestellen wanderten.
Kurz vor Vizzavona passierten wir auch noch einige belebte Badestellen.
Als die Wege schließlich breiter wurden und wir Vizzavona erreichten mussten wir uns entscheiden, zu welchem Campingplatz wir gehen wollten.
Zuerst folgten wir einem großen "Camping"-Wegweiser durch einen Kletterwald. Der dort ausgeschilderte Campingplatz lag allerdings direkt an der Straße und wir sahen dort auch keine anderen Wanderer.
Daher drehten wir wieder um und trafen Martin, welchen wir schon in den Vortagen oft getroffen hatte. Er war auf dem Weg zum "Camping/Biwak Alzarella". Dieser kleine Zeltplatz ist in der Nähe des Bahnhofs Vizzavona gelegen und wird größtenteils von GR20-Wanderern genutzt.
Wir schlossen uns an und erreichten den Platz nach einer weiteren halben Stunde über gut ausgebaute Wege durch den Wald.
Die Übernachtungskosten dort entsprachen den üblichen Refuge-Kosten und es gab sogar einen vergleichweise umfangreichen Lebensmittelladen.
Der Platz war gut in Schuss und die Duschen waren auch sehr gut. Lediglich der im Laden rauchende Besitzer sorgte für minimalen Punktabzug.
Da der Zug nur sehr selten fährt gab es kein Problem mit Lärm.
Wir stellten unser Zelt im Halbschatten eines Baumes auf und erkannten auch einige andere Wanderer wieder.
Nachdem wir uns mit Lebensmitteln eingedeckt hatten, ging Franzi noch eine Runde durch Vizzavona laufen und erkundete die Umgebung. Ich machte solange eine Pause.
Zum Abendessen bereiteten wir uns mehrere Pakete Linseneintopf aus dem Geschäft des Campingplatzes zu. Dazu gab es heute zum zweiten Mal auf der gesamten Tour sogar Obst. (Bananen und Äpfel)
Nach dem Abendessen spazierten wir noch gemeinsam zum Bahnhof. Hier gibt es die Möglichkeit nach Bastia oder Ajaccio zu fahren.
Gegenüber des Zeltplatzes gab es auch ein Hotel, welches eine luxuriöse Abwechslung zwischen den Refuges bieten könnte.
Wir ließen den Abend noch gemütlich ausklingen und begaben uns anschließend ins Zelt. Am nächsten Morgen sollte die zweite Hälfte unseres GR20-Abenteuers mit einer vergleichsweise entspannten Etappe starten.
Fazit
Der GR20 war ein unvergessliches Abenteuer. Besonders der Nordteil hat es aber in sich. Hier war eine gute Kondition und teilweise auch Schwindelfreiheit nötig. Allerdings sind in unseren Augen auch die schwierigen Stellen für jeden Normalsportlichen zu schaffen.
Jede Anstrengung wird sofort von einer neuen atemberaubenden Aussicht belohnt. Hinter jeder Ecke tut sich eine neue Landschaft auf. Eine so unberührte und abwechlungsreiche Berglandschaft gibt es nur noch sehr selten.
Wir hatten allerdings sehr viel Glück mit dem Wetter. Bei schlechteren Wetterbedingungen sollte man sich vor dem Aufbruch unbedingt gut informieren.
Der GR20 ist auf jedem Fall eine Tour wert!
Das war unser Bericht vom GR20-Nord.
Hat dir der Bericht gefallen oder hast du Kritik oder Fragen? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar oder sende uns eine Nachricht.
Der Bericht vom GR20-Süd folgt auch schon bald.
Mehr vom GR20
Etappenübersicht
Hier haben wir eine kleine Übersicht über die Etappen zusammengestellt. Die Werte wurden von uns gemessen und könnten daher unter Umständen leicht von den ofiziellen Werten abweichen.
Die Schwierigkeit bezieht sich auf unseren subjektiven Vergleich der einzelnen Etappen untereinander.
Tag | Start | Ziel | Distanz (km) | Zeit (ohne Pausen) | Anstieg (m) | Abstieg (m) | Höchster Punkt | Schwierigkeit im Vergleich (Subjektiv) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Gite Muncipal Calenzana | Refuge D'Ortu di u Piobbu | 12.6 | 4:15 | 1508 | 229 | 1580 | +++ |
2 | Refuge D'Ortu di u Piobbu | Refuge de Carrozzu | 7.6 | 3:20 | 645 | 985 | 2042 | ++++ |
3 | Refuge de Carrozzu | Refuge Asco-Stagnu | 5.5 | 2:40 | 755 | 741 | 1997 | ++++ |
4 | Refuge Asco-Stagnu | Refuge de Tighjettu | 9.2 | 3:40 | 1243 | 1006 | 2605 | +++++ |
5 | Refuge de Tighjettu | Refuge de Ciottulu | 7.4 | 2:50 | 742 | 408 | 2042 | ++ |
6 | Refuge de Ciottulu | Refuge de Maganu | 26.5 | 7:50 | 867 | 1243 | 2001 | +++ |
7 | Refuge de Maganu | Refuge de Petra Piana | 8.8 | 3:30 | 880 | 639 | 2226 | ++++ |
8 | Refuge de Petra Piana | Refuge de l'Onda | 10.7 | 3:40 | 466 | 924 | 1851 | + |
9 | Refuge de l'Onda | Camping Alzarella Vizzavona | 13.8 | 4:30 | 792 | 1211 | 2098 | +++ |
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