Bereits im letzten Jahr nahm ich am Köln Marathon teil. Das war ein einmaliges Erlebnis und ein richtig toller Tag. Außerdem fanden im letzten Jahr zugleich auch die Deutschen Marathonmeisterschaften statt, die die Veranstaltung insgesamt zu etwas Besonderem machten. Letzteres war dieses Jahr nicht der Fall, aber dennoch war der Lauf besonders für mich!

Vorbereitung

Die Vorbereitung lief alles andere als optimal. Das Training machte mir größtenteils sehr viel Spaß, aber es war zeitlich oft nicht einfach das Training in den Alltag zu integrieren. So schwankten die Wochenkilometer extrem. Es gab beispielsweise eine Woche mit 48 km und die längste umfasste 124 km. Im Durchschnitt kam ich allerdings auf sogar noch weniger Wochenkilometer als im letzten Jahr. Aber das ist ja auch egal. Das, was für mich zählte, ist dass die Vorbereitung einfach Spaß machte und ich zum Glück keine Verletzungen hatte. Vor allem auf den langen Lauf am Sonntag freute ich mich oft, da ich dann endlich mal Zeit für mich hatte und den Kopf ausschalten konnte. Vorbereitungswettkämpfe gab es für mich nicht wirklich, aber rückblickend geht es anscheinend auch ohne.

Der Marathontag

Am Tag des Marathons freute ich mich einfach auf das Laufen, die Strecke, die Zuschauer und überhaupt auf das Event. Ich hatte den Marathon aus dem Vorjahr in sehr guter Erinnerung und wollte einfach nochmal durch die Straßen Kölns laufen. Früh morgens stand ich auf und aß zum Frühstück erst einmal eine ordentliche Portion Porridge. Zeitig ging es dann auch schon zum Bahnhof. Da auf der Rheinschiene mal wieder etliche Baustellen waren, wollten wir auf Nummer sicher gehen und fuhren schon mit einem Zug früher bis zum Bahnhof Köln Messe/Deutz. Das ist echt praktisch, dass man direkt am Marathonstart aussteigen kann. Sofern man nicht auf die Abgabe des Kleiderbeutels angewiesen ist, die in Köln nicht in unmittelbarer Nähe zum Startbereich gelegen ist, muss man nicht mehr weit gehen. In der Bahnhofshalle war es bereits ziemlich voll. Hier hielten sich vor allem auch die Halbmarathonläufer*innen auf, die sich vor dem Start warmhalten wollten. Ein kleiner Tipp am Rande: Falls man mit dem Zug bis zum Bahnhof Köln Messe/Deutz anreist, lohnt es sich den "hinteren" Ausgang zu nutzen und nicht vorne in Richtung Startbereich herauszugehen. Man muss dadurch ein paar Meter weiter gehen, kommt aber wahrscheinlich schneller und angenehmer durch.

Als Erstes gaben wir die Eigenverpflegung in den dafür vorgesehenen Boxen ab. Etwas später fand auch schon der Start des Halbmarathons statt.

Kurz vor dem Start des Halbmarathons.

Wir hielten uns noch ein wenig im Startbereich auf, gingen einmal zum Rhein und wieder zurück und dann stand auch der Start des Marathons schon kurz bevor.

Mein Bruder, der ebenfalls über die Marathondistanz startete, und ich wollten noch ein bisschen in unseren warmen Klamotten bleiben und machten uns erst relativ spät auf den Weg zum Startkanal. Hier war es bereits ziemlich voll, aber ein wenig konnten wir uns noch durch die Läufermenge drängeln.

Kurze Zeit später war es auch schon so weit und der Startschuss ertönte. Die Menge setzte sich in Bewegung und ich mittendrin. Auf den ersten Meter redete ich mir immer wieder ein, dass ich auf keinen Fall zu schnell loslaufen darf, das rächt sich ansonsten auf den letzten Kilometern. Aber das ist oftmals leichter gesagt als getan. Anders als im letzten Jahr habe ich auch schon auf den ersten Kilometern eine Gruppe gefunden. Im Nahhinein war das Tempo ein kleinwenig zu schnell, aber es hat Spaß gemacht in der Gruppe aus Männern und einer anderen Frau zu laufen.

Laufen in der Gruppe.

Die ersten Kilometer vergingen wie im Fluge. An den Verpflegungsstationen riss die Gruppe immer kurz auseinander, aber wir fanden alle wieder zusammen. Kurz vor der Halbmarathonmarke wurde mir das Tempo der Gruppe zu schnell, ich ließ mich herausfallen, hatte die Gruppe vor mir aber noch im Blick, vor allem auf den langen Geraden konnte ich sie vor mir sehen. Ab dann lief ich mein eigenes Ding. Das war - vor allem gegen den Wind - gar nicht so einfach. Im letzten Jahr fühlten die die Kilometer um die 30 km - Marke so leicht an, das war es dieses Mal nicht der Fall, aber ich hatte trotzdem Spaß. So langsam merkte ich auch, dass einige andere Männer aus der Gruppe ebenfalls zurückfielen und ich sammelte sie wieder ein. Das motivierte natürlich! Das Highligt waren definitiv die ganzen Zuschauer am Streckenrand. Ich war die erste deutsche Läuferin und wurde von Groß und Klein und Jung und Alt angefeuert. Einfach nur schön, vor allem wenn man von fremden Menschen seinen Vornamen hört. (An dieser Stelle auch nochmal ein großes Lob an die Veranstalter, denn die hatten statt einer Nummer ganz groß den Vornamen auf die Startnummer gedruckt.)

Foto: sportograf. - Unterwegs auf der Strecke.

Es ging in Richtung Innenstadt und die Stimmung war grandios. Ich zählte die Kilometer rückwärts. Es war anstrengend, aber gleichzeitig so schön! Irgendwann war der Dom in Sichtweite. Ich wusste, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt war. Und dann kam sie. Die Linkskurve, die die Läufer*innen auf die Zielgerade führt. Die Athmosphäre war einzigartig, es war unglaublich laut, so viele Leute feuerten an und ich warf einen Blick auf die Uhr über dem Zielbogen. Wenn ich jetzt durchziehe, könnte es eine neue PB werden, waren meine Gedanken. Ich ließ mich von der Menge tragen und war überglücklich als ich über die Ziellinie lief! Ich hatte es geschafft und ich war sogar als dritte Frau insgesamt und erste Deutsche im Ziel! Nie im Leben hätte ich damit gerechnet!

Foto: sportograf. - Im Ziel.

Siegerehrung

Direkt nach dem Überqueren der Ziellinie bekam ich ein Bändel um den Hals gehangen, das mich als Drittplatzierte auswies. Ich könne mir noch etwas zu Trinken holen, solle dann aber wieder zur Siegerehrung zurückkehren.

Ich hatte ziemlichen Durst und machte mich erst einmal auf den Weg ins Verpflegungsdorf. Erst einmal zog ich mir ein Platikponcho über, um mich warmzuhalten und nahm mir dann mehrere Becher Wasser und Cola. Außerdem aß ich noch eine Banane.

Daraufhin machte ich mich wieder auf den Weg zurück, wo mir ganz viele stolze Finisher entgegenkamen. Im Zielbereich wurde ich schon erwartet und konnte sogar noch meinen Bruder begrüßen. Das hat mich sehr gefreut. Das Poncho wechselte ich gegen ein Handtuch, dass ich vom Veranstalter überreicht bekam und kurze Zeit später wurden die Erst- und Zweitplatzierte und ich zur Bühne gebracht, auf der die Siegerehrung stattfand. Es war ein ganz besonderer Moment und ich habe es wirklich sehr genossen. Bei einem großen Stadtmarathon eine vordere Platzierung zu erreichen war ein großes Geschenk!

Bei der Siegerehrung der Frauen auf dem dritten Platz.

Nach der Siegerehrung durfte ich noch ein paar Interviews geben. Das mache ich eigentlich nicht so gerne, aber die beiden anderen sprachen weder Deutsch noch Englisch, sodass ich "herhalten" musste.

Herzliches Dankeschön!

In erster Linie möchte ich mich wieder einmal bei meiner Familie und dem David für den großartigen Support bedanken! Ihr seid einfach die Besten!

Herzlichen Glückwunsch auch an meinen Bruder zu einer fetten Marathon-PB!

Und dann kann ich mich nur den Worten von Philipp Pflieger aus der 236. Bestzeit-Podcast-Folge anschließen:

"Wenn du viel Zeit und Herzblut in etwas hereinsteckst und dann am Ende auch das perfekte Rennen an einem perfekten Tag hast, dann ist das ein großes Glück, dem man mit Dankbarkeit und Demut begegnen kann."
Foto: sportograf. - Geschafft, aber sehr glücklich! Vielen Dank an alle Helfer, Supporter, Zuschauer, einfach an ALLE!