Um uns auf unsere bevorstehende Wanderung auf dem "GR20" auf Korsika im Sommer vorzubereiten, entschieden wir uns, das Zelt und unsere Ausrüstung im Voraus zu testen.
Glücklicherweise waren spontan zwei Trekkingplätze im Trekkingpark Sauerland an einem Juniwochenende verfügbar. Dort besteht die Möglichkeit, eine Zeltplattform inmitten der Natur gegen eine Gebühr von 20€ pro Nacht zu mieten. Dies ist eine der wenigen Optionen in Deutschland, um in der freien Natur zu campen.
Normalerweise sind diese Plätze sehr begehrt und müssen lange im Voraus reserviert werden, daher ist es ratsam, frühzeitig zu buchen.

Website des Trekkingpark Sauerland

Über den Trekkingpark

Im Rahmen des Trekkingparks Sauerland wurden insgesamt 9 Holzplattformen im Bereich zwischen Willingen (Upland), dem Diemelsee und Korbach errichtet.
Jede Plattform hat eine Größe von 4x5 Metern und bietet ausreichend Platz für ein normales Zelt.
Seit einiger Zeit können die Plattformen nur noch von einer Einzelperson gebucht werden, wodurch man keine unbekannten Nachbarn hat.

An jedem Trekkingplatz befindet sich zudem ein kleiner Holztisch mit einer Bank, auf dem vier Personen Platz finden. Aufgrund der ebenen Holzplattformen ist ein Groundsheet für Zelte nicht unbedingt erforderlich.

Zu jedem Trekkingplatz gehört auch eine Komposttoilette, die sich in einem kleinen Holzhäuschen in der Nähe des jeweiligen Platzes befindet. In der Toilette wird Rindenmulch verwendet, der nach dem Toilettengang darüber gestreut wird, sowie Desinfektionsmittel. Klopapier muss selbst mitgebracht werden! Alternativ kann bei längeren Touren auch ein kleines Bidet wie der HappyPo oder Culoclean eine gute Option sein, um sperriges Toilettenpapier zu vermeiden.

Erster Tag (Freitag) - 16km

Willingen Bahnhof nach "Niegelscheid bei Ottlar" (Platz D/U)

Für die Anreise entschieden wir uns für die Bahn. Das 49€-Ticket muss man ja ausnutzen ;)

Gemütliche Anreise mit unseren Rucksäcken.

Wir reisten zum Bahnhof Willingen (Upland) an und starteten dort unsere Wanderung. Zwischendurch mussten wir aufgrund einer Reparatur in einem Tunnel vor Brilon Wald auf den Schienenersatzverkehr umsteigen, was sich jedoch als unproblematisch erwies.

In Willingen begannen wir unsere Route auf dem gut ausgeschilderten Uplandsteig. Innerhalb weniger Minuten verließen wir die hektische Innenstadt und befanden uns bereits inmitten von Feldern.
Unser erstes Ziel war die Schwalenburg bei Schwalenfeld, ein idealer Ort für eine Pause oder das Mittagessen. Direkt daneben lag der Trekkingplatz U1, der an diesem Tag leider schon ausgebucht war.

Wir setzten unseren Weg entlang des Uplandsteigs fort und genossen als Nächstes ein erfrischendes Kneipp-Bad am Wegesrand.



Nach einer Wanderung von etwa 16 Kilometern erreichten wir schließlich unseren Zielort, den Trekkingplatz D/U namens "Niegelscheid bei Ottlar". Dieser Platz liegt an der Kreuzung des Uplandsteigs und des Diemelsteigs. Wir wurden sofort von unseren Nachbarn begrüßt - vier Kühe - und begannen anschließend damit, unser Zelt aufzubauen.

Es stellte sich heraus, dass der Platz am Nachmittag keinerlei Schutz vor der Sonne bot. Wenn wir also Schatten suchten, mussten wir etwa 300 Meter bis zu einer Schutzhütte gehen.

Der erste Zeltplatz D/U bei Ottlar

An dem an der Plattform befestigten Tisch genossen wir ein gemütliches Abendessen aus Linsen, Reis und einer würzigen Mischung.
Mit Einbruch der Dunkelheit krochen wir dann in unsere gemütlichen Schlafsäcke und bereiteten uns auf eine erholsame Nacht vor.

Die Stille der Nacht wurde nur hin und wieder von den röhrenden Rufen der Rehe durchbrochen, die im ersten Moment etwas unheimlich klangen. Doch wir wussten, dass sie ungefährlich waren und Teil der natürlichen Geräuschkulisse der Umgebung.

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Zweiter Tag (Samstag) - 18km

Vom Trekkingplatz "Niegelscheid bei Ottlar" (D/U) zum Trekkingplatz "Schutzhütte Stormbruch" (D4)

Einkaufen und Wasser: Dorfladen Bontkirchen

Am folgenden Tag hatten wir den Plan, frühzeitig aufzubrechen, um rechtzeitig den Dorfladen in Bontkirchen zu erreichen. Dieser hatte samstags nur bis 12 Uhr geöffnet. Der Dorfladen war etwa 7 Kilometer vom Trekkingplatz entfernt.

Um halb 8 Uhr morgens hatten wir bereits unser Zelt abgebaut und machten uns auf den Weg. An einer malerischen Lichtung am Wegesrand genossen wir wenig später ein kleines Frühstück, bestehend aus ein paar Riegeln und Nüssen. Es war ein schöner Moment, die Natur um uns herum zu genießen und uns für den bevorstehenden Tag zu stärken.

Ausblick beim Frühstück

In Bontkirchen ergab sich schließlich die Gelegenheit, unser Trinkwasser aufzufüllen. Wir erwarben Wasser im Dorfladen, obwohl wir im Nachhinein feststellten, dass sich direkt gegenüber ein Trinkwasserbrunnen befand.
Der Dorfladen hatte eine äußerst begrenzte Auswahl an veganen Produkten. Es gelang uns jedoch, Nudeln mit Sauce, Apfelmus und eine TK-Gemüsemischung ohne tierische Bestandteile zu ergattern. Nun gut versorgt setzten wir unsere Reise in Richtung Diemelsee fort.

Am Diemelsee entdeckten wir eine äußerst ruhige und abgeschiedene Stelle am Ufer. Dort genossen wir zunächst die erfrischende Abkühlung und schwammen eine Runde.
Anschließend bereiteten wir uns ein köstliches Mittagessen mit den Nudeln und dem Gemüse aus dem Dorfladen zu.
Da wir uns nur unweit des Naturschutzgebiets im westlichen Teil des Diemelsees befanden und somit abseits des touristischen Zentrums, kamen nur wenige Menschen vorbei.

Nach einer erholsamen Mittagspause machten wir uns auf den Weg und bewältigten die restlichen etwa 5 Kilometer bis zum Trekkingplatz Stormbruch. Der Weg vom Diemelsee zum Trekkingplatz führte größtenteils bergauf, belohnte uns jedoch mit einer umso besseren Aussicht von oben.
Am Nachmittag lag der Trekkingplatz angenehm im Schatten, wodurch wir unser Zelt bequem aufstellen und etwas entspannen konnten. In der Nähe des Trekkingplatzes befand sich zudem eine Schutzhütte.
Am Abend unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang und überwanden die letzten Höhenmeter zum "Schlößchen"-Berg. Von dort aus genossen wir bei Abendsonne einen atemberaubenden Panoramablick auf den Diemelsee.
Doch auch vom Trekkingplatz selbst aus bot sich eine großartige Fernsicht, und wir konnten im Zelt liegend die Aussicht in vollen Zügen genießen.

Aussicht vom Trekkingplatz D4 bei Stormbruch (am Morgen)

Am Abend bereiteten wir uns eine hausgemachte, trockene Porridge-Mischung aus Haferflocken und gefriergetrockneten Beeren zu.

Trekkingmahlzeit: Beeren Porridge
Ideen für praktische und leckere Porridge-Mischungen für Trekkingtouren und Wanderungen.


Bevor wir uns schlafen legten, überprüften wir gründlich unseren Körper nach Zecken und wurden dabei auch fündig. Besonders in den warmen Monaten ist dies äußerst wichtig, insbesondere da der Weg gelegentlich eng oder durch Gras führt. Nachts konnten wir einen beeindruckenden Sternenhimmel bewundern.
Dank erneut angenehm moderaten Temperaturen von über 10 Grad konnten wir unsere Schlafsäcke bequem als Decke nutzen und hatten keine Probleme mit Kälte.

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Tag 3 (Sonntag) - 15km

Trekkingplatz D4 (Stormbruch) nach Bahnhof Bredelar

Einkaufen: Nein
Wasser auffüllen: "Fritten Jupp" am Diemelsee (auch andere Gastrobetriebe und WCs vorhanden)

Am nächsten Morgen begannen wir gemütlich damit, unsere Sachen zu packen und starteten etwas später, da wir den Zug von Bredelar erst um 16 Uhr nehmen wollten.
Zunächst führte uns der Weg wieder bergab zum Diemelsee. Dieses Mal wanderten wir etwas oberhalb des Sees auf der gegenüberliegenden Seite wie am Vortag entlang. Dort spendeten uns die Bäume etwas Schatten, und wir genossen unser Frühstück mit dem restlichen Porridge und Blick auf den See.

Anschließend kehrten wir zum Ufer des Sees zurück, um eine Pause bei "Fritten Jupp" einzulegen. Dort stärkten wir uns mit Pommes und hatten dabei einen wunderbaren Blick auf den See.
Zusätzlich gab es eine Kundentoilette, die wir nutzten, um unser Wasser aufzufüllen.
Danach setzten wir unseren Weg in Richtung Bredelar fort und machten einen kurzen Abstecher zur Diemelstaumauer.

Der weitere Weg nach Bredelar verlief ruhig und führte uns über wunderschöne Pfade durch die Natur.
Kurz vor dem Ende unseres Wasservorrats wurden wir jedoch durch das Dorffest in Beringhausen gerettet. Dort belohnten wir uns mit einer erfrischenden Limonade.
Nach unserer Ankunft in Bredelar schafften wir es sogar noch, den Zug nach Brilon Wald um 15 Uhr zu erwischen, und kamen problemlos nach Hause.

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Fazit

Trekkingparks wie der im Sauerland bieten eine der wenigen Möglichkeiten in Deutschland, abgeschieden in der Natur zu übernachten.
Die Lage der Plätze ist gut durchdacht, und jeder Platz hat seine eigenen Highlights. Dank der vorhandenen Komposttoiletten ist die Auswirkung auf die umliegende Natur minimal.
Aufgrund der Lage der Plätze am Diemelsteig und am Uplandsteig ist der Weg (wenn man den Standardwegen folgt, ohne beispielsweise einen Abstecher zum Dorfladen zu machen) sehr einfach zu finden und perfekt ausgeschildert.

Der Aufbau des Zeltes auf den Holzplattformen ist problemlos und schnell erledigt. Wenn man das Zelt komplett abspannen möchte, empfiehlt es sich, etwas zusätzliche Schnur mitzunehmen. Einzig die oben auf den Plattformen befindlichen Ösen könnten versenkt werden. Sie sind etwas ungünstig platziert und könnten bei einer dünnen Schlafmatte möglicherweise durchdrücken. In dieser Hinsicht ist der Trekkingpark in der Eifel besser gelöst, da dort die Ösen im Holz versenkt sind.

Alles in allem ist eine Wanderung im Trekkingpark Sauerland definitiv eine Reise wert. Für nur 20€ pro Nacht erhält man eine ruhige und abgeschiedene Übernachtung inmitten der deutschen Natur. Auch für einzelne Übernachtungen sind die Trekkingplattformen äußerst attraktiv.

Packliste

Gemeinsam (Aufgeteilt)

  • 3P Zelt (Salewa Denali III)
  • Kochuntensilien
    • Kocher (MSR Pocket Rocket Deluxe)
    • Topf (Toaks 1.6l Topf)
    • 230g Gaskartusche
    • Schwamm
  • Essensvorrat
    • ca. 10x Proteinriegel
    • 2-3x Schokolade
    • Linsen mit Reis Mischung
    • Porridgemischung
    • Studentenfutter
    • Cashewkerne
  • Wasserfilter (Katadyn BeFree, nicht genutzt)
  • Hygieneset / Erste Hilfe

Einzeln (Doppelt)

  • Rucksack (58l, 65l)
  • Wanderkleidung
  • 3l Wasser in Flaschen und Trinkblase
  • Schlafanzug
  • Schlafsack
  • Luftkissen
  • Isomatte
  • Fleece / Puffyjacket
  • Hygieneset
  • Handtuch
  • Stirnlampe
  • Powerbank
  • Solarpanel 10W
  • Löffel / Göffel
  • Regenjacke
  • Wechselsocken
  • Unterhose
  • Mütze oder Schlauchschal
  • Packsäcke oder Müllbeutel für Organisation